Schlittenfahren auf der Dorfwiese
Aus ‚Dorfkind – Eine Kindheit auf dem Lande‘ von Frank Weber 2022
Als im Winter wieder richtig viel Schnee lag, trafen wir uns oft mit mehr als ’nem Dutzend Kindern auf der Dorfwiese zum Schlittenfahren. Die Wiese war schön steil und riesig groß. Und lang genug war sie auch, so dass wir lange und ausgiebig Schlittenfahren konnten.
Meist fuhren wir alle hintereinander los, ein Pulk johlender Kinder – „Bahn frei. Kartoffelbrei.“ Wir kamen dann nacheinander unten an und stapften gemeinsam wieder durch den Schnee nach oben.
Nach Kräften versuchten wir während der Abfahrt zu überholen oder in voller Fahrt andere, egal ob Jungs oder Mädels, vom Schlitten zu schupsen. Dann fielen wir in den Schnee, standen auf, lachten und schimpften auch mal, warfen uns dann gleich wieder auf den Schlitten, und weiter ging die wilde Fahrt bergab.
Hin und wieder fuhren wir über Maulwurfshügel oder über Unebenheiten wie über eine Sprungschanze. Dann hob der Schlitten samt darauf sitzendem Kind ab, und die junge Dame, der junge Mann landete auf dem Allerwertesten. Nach einigen wenigen Augen-blicken Sternchen zählen schüttelten wir uns dann, wuschen mit einer Handvoll Schnee die Tränchen aus den Augen (Geheult zu haben hätten wir niemals zugegeben) und weiter gings bergab.
Unten angekommen klopften wir uns den Schnee aus den Kleidern. Zum Frieren hatten wir keine Zeit und zu viel Spaß.
Wir mussten aber am Ende der Abfahrt aufpassen und unsere Schlitten rechtzeitig zum Stehen bringen. Auf der rechten Seite war eine hohe Hecke, deren Besitzer mehr als einmal sehr traurig zu uns rüber guckte und mit dem Zeigefinger drohte. Vor Nacbars Hecke war außerdem ein kleiner Bachlauf – noch so ein Grund, vorher anzuhalten.
Und an der linken Ecke unserer Schlittenwiese war eine Straße, die ebenfalls schneebedeckt war. Streusalz gab‘s damals noch nicht, und hin und wieder kämpften sich Autos mit Spikes durch den Schnee die Straße hoch. Mit denen wollten wir nicht zusammenstoßen.
Die hinter der Straße stehende Hecke war ebenfalls tabu. Die gehörte zum Grundstück von der Kneipe am Wald. – Aber das ist eine andere Geschichte.
Frank Weber ’22, Schlittenfahren auf der Dorfwiese
Aus ‚Dorfkind – Eine Kindheit auf dem Lande‘.
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