Weihnachtsgesang II

Weihnachtsgesang II von Johann Gottfried Herder

Die ganze Menschheit freue sich!
Du, der Mensch bist, freue Dich!
Geboren ist der gute Hirt,
Der alle Völker weiden wird
In Treu und Wahrheit.

Mit göttlich großem Königssinn
Giebt er sich zum Opfer hin;
Er nimmt auf sich die Last der Zeit;
Verachtung, Schmach, Undankbarkeit
Erwarten seiner.

Doch Gottesgeist belebet ihn!
Jedem Frevler wird er kühn
Die Larv‘ entreißen; suchen wird
Er das Verlorne, was verirrt
Ist, wiederbringen.

Sein Zeichen ist die Dürftigkeit,
Menschenhuld sein Ehrenkleid,
Erbarmen ziehet ihn heran;
Der Völker Heil ist seine Bahn
Zum Himmelsfrieden.

Drum singen froh willkommend ihm
Cherubim und Seraphim
Ihr »Ehre sei Gott in der Höh
Und Fried‘ auf Erden! Leid und Weh
Wird Wohlgefallen!«

Wir stimmen der Willkommung ein:
Unser Hirte soll er sein
In Wahrheit und Gerechtigkeit,
In Unschuld, Lieb‘ und Freundlichkeit
Und Menschengüte.

Wer unser arm Geschlecht entehrt,
Ist nicht dieses Königs werth;
Wer Menschen hasset und betrübt,
Nicht statt des Bösen Gutes giebt,
Ist sein nicht würdig.

O stimmt der Engel Glückwunsch bei:
»Fried‘ auf Erden! Friede sei
Den Menschen!« So ist Gram und Leid
Verschwunden. Unser Herz erfreut
Sein Wohlgefallen

Johann Gottfried Herder, Weihnachtsgesang II

Das Gedicht finden Sie im Buch der Weihnachtsgedichte oder auch hier.
Ein anderes Gedicht hier.

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