Weihnacht im Süden

Weihnacht im Süden von Anna Ritter

Ueber duft’gen Bergeslinien, gold’nen Feldern, grünen Wogen,
Blaut des Südens wolkenloser, weit gespannter Himmelsbogen.

Leuchtend steigen die Terrassen in der Sonne lichte Gluthen,
Und zum Strande drängen schäumend des Tyrrhenermeeres Fluten.

Nah‘ an meiner Bank vorüber treibt ein Hirt die zott’ge Herde,
Mahnt mich an ein müdes, blasses, liebes Fleckchen Heimatherde.

Mahnt mich in dem Schönheitstaumel all der Töne, all der Farben,
An des Nordens keusche Blumen, die wohl lange, lange starben.

Während von Messinas Thürmen die metall’nen Stimmen locken,
Denk‘ ich an den zärtlich leisen Feierklang der Heimathglocken.

An des Nachbars nied’re Hütte, d’rin der Meister schafft und hämmert,
Bis der frühe Winterabend störend ihm in’s Stübchen dämmert.

Weihnacht ist’s! Ich seh‘ die Tropfen rinnen von den kleinen Fenstern,
Hör‘ die Alte heimlich raunen von Verwunschnen und Gespenstern,

Hör‘ der Kinder athemloses: „Muhme ist’s auch wahr?“ dazwischen,
Spür‘ den Duft der Weihnachtsäpfel, die in heißer Röhre zischen.

Wenn es draußen Nacht geworden in dem stillen Spiel der Flöckchen,
Wird der Glanz der Weihnachtskerzen zittern über gold’ne Löckchen,

Kinderstimmen werden klingen voller Jubel, voll Verlangen –
Ueber meiner deutschen Heimath ist die Weihnacht aufgegangen.

Anna Ritter, Weihnacht im Süden

Das Gedicht finden Sie im Buch der Weihnachtsgedichte oder auch hier.
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