Vor Weihnachten

Vor Weihnachten‘ von Karl Gerok

Die Kindlein sitzen im Zimmer –
Weinachten ist nicht mehr weit –
bei traulichem Lampenschimmer
und jubeln: „Es schneit, es schneit!“

Das leichte Flockengewimmel,
es schwebt durch die dämmernde Nacht
herunter von hohen Himmel
vorüber am Fenster so sacht.

Und wo ein Flöckchen im Tanze
den Scheiben vorüberschweift,
da flimmerts in silbernem Glanze
vom Lichte der Lampe bestreift.

Die Kindlein sehn’s mit Frohlocken,
sie drängen ans Fenster sich dicht,
sie verfolgen die silbernen Flocken,
die Mutter lächelt und spricht:

„Wisst, Kinder, die Engelein schneidern
im Himmel jetzt früh und spät;
an Puppenbettchen und Kleidern
wird auf Weihnachten genäht.

Da fällt von Säckchen und Röckchen
manch silberner Flitter beiseit,
von Bettchen manch Federflöckchen;
auf Erden sagt man: es schneit.

Und seid ihr lieb und vernünftig,
ist manches für euch bestellt;
wer weiß, was schönes euch künftig
vom Tische der Engelein fällt.“

Die Mutter spricht’s; vor Entzücken
den Kleinen das Herz da lacht;
sie träumen mit seligen Blicken
hinaus in die zaubrische Nacht.

Karl Gerok, Vor Weihnachten

Das Gedicht finden Sie im Buch der Weihnachtsgedichte oder auch hier
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