Einsames Fest

Einsames Fest von Hugo Salus

Was ist doch das Herz für ein seltsames Ding!
Und wie ich heut‘ durch die Gassen ging,
Da fing es wie närrisch an zu schlagen:
„Hör an,“ so sprach es, „’s ist Weihnachtstag,
Wo jeder sein Bäumchen haben mag!“ –
Da hab‘ ich mir auch eins nach Hause getragen.
Und nun ist es Abend. Ich bin so allein,
Man kann gar nicht toteneinsamer sein,
Und mag mein Herz wie ein Uhrwerk klopfen:
„Zünd an die Kerzen!“ Ich trau‘ mich kaum!
Das Wachs meiner Kerzen am Weihnachtsbaum
Schmilzt mir ja doch nur zu Tränentropfen!
Und so steh‘ ich am Fenster und starre hinaus,
Mein Bäumchen friert, und im Nachbarhaus
Zärtliches Weihnachtskerzengefunkel!
Weißt du, mein Herz, es ist Weihnachtstag,
Da jeder sein Bäumchen haben mag,
Und nur dein Fenster, dein Fenster ist dunkel!
Jetzt geht der Weihnachtsmann durch die Stadt
Und schaut, wer das Fenster dunkel hat;
…Mutter konnte so hübsch erzählen…
Wie wird mir nur, daß ich noch singen kann!
Und singe: „Du lieber Weihnachtsmann,
Soll denn nur mir mein Bäumchen fehlen?
Zünd doch auch mir meine Kerzen an!
Hörst doch, wie innig ich bitten kann!“ –

Hugo Salus, Einsames Fest

Das Gedicht finden Sie im Buch der Weihnachtsgedichte oder auch hier
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