Der letzte Christbaum von Leopold Schefer
Jetzt lösch‘ ich den jährlichen Weihnachtsbaum
Auf immer und ewig aus!
Der Herzen erfreuende Kindertraum
Brennt nie mehr in unserem Haus.
Schon holt‘ ich der Mutter ein Fichtenreis
Und schmückt‘ es dem Wiegenkind!
Sie wiegte davor ihr Töchterchen leis,
Sah fast an den Kerzen sich blind.
Im Himmel wer sagt, auf Erden wer weiß:
Was wir da gemeint und gedacht!
Wir schloffen uns stumm in die Arme so heiß
Und weinten vor heiliger Macht.
Denn „Vater und Mutter“ das waren nun Wir!
Und das Kind vom Himmel war da!
Hell über uns war zu unserer Zier
Uns der Stern, der leuchtende, nah!
Dann traten, mehr Jahre, mehr Kinder heran
Und freuten die Nacht sich nicht aus —
Das war das ewige Leben! kein Wahn,
In Segen stand da das Haus!
Jetzt — ist die Mutter gestorben und hin!
Die Kinder sind alle nun groß.
Nun steh‘ ich einsam mit brütendem Sinn —
Fort, Baum … in der Götter Schoß!
Jetzt lösch‘ ich den letzten Weihnachtsbaum
Auf immer und ewig aus!
Aus ist der tote verlebte Traum
Und finster bleibt mir das Haus.
Leopold Schefer, Der letzte Christbaum
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Das Gedicht finden Sie im Buch der Weihnachtsgedichte oder auch hier
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