Am dritten Advent – auf den 101. Psalm von Martin Opitz
Darfür mag uns ein jederman erkennen,
Daß wir mit Recht uns Christus Diener nennen.
Der Höchste hat das, was kein Weltmensch schaut,
Uns anvertraut.
Er fordert uns allhier, ihm Hauß zu halten,
Sein‘ Heimlichkeit und Sachen zu verwalten;
Was aber sucht man bey Haußhaltern mehr,
Als Treu und Ehr?
Ich acht‘ es nicht, ob schon mich jemand richtet,
Ob mich ein Mensch lobt oder auch vernichtet:
Ich sage selbst, ihm sey gleich wie ihm wil,
Von mir nicht viel,
Ich habe zwar ein ehrliches Gewissen,
Doch kan ich mich gerecht zu sehn nicht schliessen:
Der Herr der ists, so das, was ich gethan,
Recht richten kan.
Drumb urtheilt nicht von unbekanten Dingen,
Biß er, der Herr, sie an das Liecht wird bringen,
Wird kund thun, was ein jeder Mensch für Rath
Im Hertzen hat.
Alsdenn wird er uns geben allzumalen,
Den rechten Lohn mit gleicher Wageschalen
Und Zahlung thun nach dem ein jederman
Hat gut gethan.
Martin Opitz, Am dritten Advent
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